361 Tage waren vergangen bis man den Wikingern wieder in der Austrian Bowl gegenüberstand. Die Austrian Bowl 17 ging in letzter Sekunde ein wenig glücklich an die Vikings.
Die Wiener hatten ihre Schlüsse gezogen und sich einen Trainer nach Döbling geholt der die Spielweise der Vikings völlig änderte. Sie waren nun nicht mehr die willigen Opfer für das körperlich überlegene Grazer Team, hatten sich dazu entschieden den Giants mit Speed und Finesse zu begegnen. Die noch immer Turmhohe körperliche Überlegenheit verpuffte wirkungslos, denn die quirligen Wiener waren überall, nur nicht dort wo man sie hätte blocken können. Tja so gut man in Graz auch war, schnell waren die Gians nie und das bekam man nun zu spüren. Ein ausgeglichenes Spiel kippte immer mehr in die violette Ecke. Bis zur letzten Sekunde war die Welt noch in Ordnung aber mit dem letzten Spielzug einer denkwürdigen Nacht fand ein "Hail Mary" Pass einen violetten Abnehmer. Es war der Genickschuss für ein Grazer Team das seine besten Tage hinter sich hatte.
Der Aufstieg der Wikinger hatte begonnen und die Giants waren nur noch die Nummer zwei im Land. Man wähnte sich aber noch immer auf Kurs denn schon zuvor hatte man ab und an eine Austrian Bowl verloren. Es war knapp gewesen und man hätte auch als Sieger vom Feld gehen können. Nur der "lucky punch" in letzter Sekunde hatte die Wiener gerettet. Warum sollte man sich also Sorgen machen. Graz war immerhin der Nabel der Footballwelt. Es schien als wäre der Status quo weiter aufrecht. Trügerisch wie sich bald zeigte....
Wieder war ein Jahr ins Land gezogen. Stefan Herdy hatte sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Mit ihm waren viele weitere Veteranen in Footballpension gegangen. Die Mannschaft von 1998 war Geschichte und die heimische Footballszene war im Wandel. Die Vikings hatten es vorgemacht wie man durch gutes Coaching alle körperlichen Nachteile wettmachen konnte. Einige Teams waren dem Beispiel gefolgt und hatten sich einen US-Hauptübungsleiter eingekauft. Auch die Importregelung wurde immer weiter aufgeweicht. Nun hatten einige Teams zehn, statt der bisher üblichen drei Amerikaner in ihren Reihen. In kürzester Zeit hatten die Grazer den Anschluss verpasst.
Wie sich das auswirkt wurde sofort klar als die Giants in der Saison 2000 im Eröffnungsspiel nach Innsbruck reisten. Die Raiders West, wie sich die Inntaler damals nannten waren noch nie eine Hürde für die Grazer gewesen. Das änderte sich an diesem regnerischen Apriltag. Die einst so gefürchteten Grazer waren nur noch ein Schatten ihrer selbst, verloren das Eröffnungsspiel. Nur Wochen später gipfelte der Frevel in einer 0:33 Heimniederlage gegen die zuvor belächelten Tiroler. Spätestens jetzt war klar, der Zug war ohne die Grazer abgefahren. Für die Playoffs hat es noch gereicht in diesem Jahr, aber man hatte sogar mit den Graz Longhorns Probleme gehabt und wurde im Halbfinale von den Vikings vernichtend geschlagen. Keine Austrian Bowl für die Giants, ein Skandal epischen Ausmaßes wie die meisten der Giganten fanden und am Ende eines enttäuschenden Jahres ihre Karrieren beendeten. Ab jetzt regierte der Mammon in Football Österreich und Erfolg war jenen Teams beschieden, welche die meisten Legionäre hatten. Das Budget bestimmte fortan den Staatsmeister. Die folgender fünf Jahre waren dürftig, obwohl man es zwei mal ins Endspiel schaffte gab es keinen weiteren Titel. Nur im EFAF Cup konnte man 2002 den Titel nach Graz holen.
Die Ansprüche die man an die Giants stellte sind seit damals geblieben, allein sie waren Schall und Rauch. Der große Name und die glorreiche Vergangenheit lasteten fortan schwer auf dem Team, das den Erwartungen nicht mehr gerecht werden konnte. Jedes Jahr wurde wieder der Titel als Saisonziel ausgegeben, obschon man wusste das der nur durch ein Wunder zu erreichen sei. 2008 stellte sich dieses Wunder ein letztes Mal ein. Einige glückliche Fügungen hatte Rick Rhoades an die Mur geführt und er brachte noch einmal die goldenen Tage zurück. Es war eine Momentaufnahme.
Seit dieser „Wolfsberger“ Nacht vor 15 Jahren spielen die Giants nur noch eine kleine Rolle im Kampf um den Meistertitel. In den vergangenen Jahrzehnten gab es nur noch diesen einen Titel und auch darüber liegt schon fast der Schatten des Vergessens. Den Vikings waren nach der epischen Schmach von 1998 elf Meistertitel und fünf Eurobowls beschieden. Nie wieder schaffte es jemand die Wiener so vernichtend zu schlagen. Die Raiders stemmten den Pokal seither acht Mal gen Himmel, gepaart mit drei Eurobowl Titel. Nie wieder sollten die Giants eine wichtige Begegnung gegen die Wikinger für sich entscheiden und auch gegen die Raiders gelang das in der Folge kaum noch.
Es gibt nur noch wenige die sich an die Austrian Bowl 1998 erinnern können, aber wer damals dabei war und wusste wie gefürchtet die Giants einst gewesen sind, wird sich mit einem tränenden Auge an diese Tage zurückerinnern. Und an die Männer die der Grund dafür waren. Heute ist nur noch einer aktiv der damals in der Südstadt dabei war. Christian Knees, Präsident der Graz Bears ist der letzte aktive Zeitzeuge der von diesem Tag aus erster Hand erzählen kann.
Noch heute hallen die Geschichten über diesen Austrian Bowl 1998 durch das Eggenberger Stadion, wenn sich die alten Recken bei den Giants Heimspielen treffen. Dann wird von den großen vergangenen Tagen geschwärmt, als die Giants genau das waren….
die Giganten des heimischen Footballs.
Fotos: aus Giants Yearbooks und privaten Quellen diverser Beteiligter